Verkehrskonzept Oase: Eine Ruheoase wird das ganz sicher nicht

Das «Regionale Gesamtverkehrskonzept Ostaargau» wirft Fragen auf. Auch den AZ-Kolumnisten Hans Fahrländer irritieren gewisse Punkte.

Zurzeit ist das «Regionale Gesamtverkehrskonzept Ostaargau» in der Anhörung. Den ursprünglichen Namen «Oase» hat die Regierung etwas zurückgestuft; das ist die Abkürzung für «Ostaargauer Strassenentwicklung». Nach harscher Kritik betont man, dass es nicht nur um Strassen geht. In einer zweiten Vorlage wird die Verlängerung der Limmattalbahn bis Baden vorgestellt.

An Info-Anlässen in den Regionen wehte Baudirektor Stephan Attiger teils ein steifer Wind ins Gesicht. Wir wollen uns hier nicht zu Details des Konzepts äussern; das ist Sache der Menschen und Medien in den betroffenen Regionen. Uns irritiert indessen Grundsätzliches an der Doppelvorlage.

Erstens: Bis 2040 wird insbesondere die Region Baden stark wachsen (Bevölkerung, Arbeitsplätze). Damit nimmt auch der Autoverkehr zu. Über diesen Zusammenhang hat man Erfahrungszahlen. Deshalb braucht es neue Strassenbauten für Hunderte Millionen. Indes: Ist solches Extrapolieren heute noch angebracht?

Muss die Aufteilung des Verkehrs bis ins Jahr 2040 nicht ganz neu gedacht werden? Wie wollen wir das Klima retten, wenn wir parallel zur Bevölkerungszunahme eine happige Zunahme der Autofahrten ins Planspiel einsetzen?

Zweitens: Die Badener Hochbrücke soll neu für die Limmattalbahn statt für Autos reserviert sein. Da ist sie doch, die geforderte Förderung des öffentlichen Verkehrs! Die Heldentat wird relativiert, wenn man liest: Dafür gibt es eine neue Autobrücke limmataufwärts, vom Badener Friedhof Liebenfels zum ehemaligen Wettinger Schlachthof

Also Kompensation, nicht Reduktion. Alle Verkehrsplaner sagen: Stellt man dem Autoverkehr eine neue komfortable Route (Tunnel, Brücke) zur Verfügung, zieht dies zusätzlichen Verkehr an.

Drittens: Ist ein Konzept zukunftstauglich, wenn einerseits Gebiete vom Durchgangsverkehr befreit werden – zum Beispiel das Badener Stadtzentrum, durch Tunnel und Brücke, anderseits aber die Nachbargemeinden durch eine komfortablere Route von der Landesgrenze zur A1 von mehr Autos geflutet werden, zum Beispiel im Siggenthal? Hier Sieger, hier Verlierer. Das kommt nicht gut. Das gibt nur Wut. Zum Beispiel jene der Siggenthaler auf Baden und den Kanton.

Hans Fahrländer, Aargauer Zeitung

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