Die Kritik aus dem Siggenthal gegenüber dem Gesamtverkehrskonzept für den Ostaargau, auch Oase genannt, war riesig – und hat gewirkt.
Vor allem die Gemeinde Obersiggenthal äusserte lautstark ihren Unmut über die Pläne des Kantons: Sämtliche Parteien, von links bis rechts, sehen das Dorf als grossen Verlierer. Hauptkritikpunkt ist die befürchtete starke Zunahme des Verkehrs, vor allem auch aus dem Unteren Aaretal und dem süddeutschen Raum. Der Gemeinderat bezeichnete das Projekt gar als inakzeptabel. Umso grösser ist jetzt die Erleichterung in der 8600-Einwohner-Gemeinde, wo täglich bis zu 25’500 Fahrzeuge passieren, dass die Massnahmen im Raum Baden vorerst im Richtplan auf Stufe Zwischenergebnis verbleiben.
Frau Gemeindeammann Bettina Lutz Güttler (CVP): «Wir sind sehr, sehr froh, dass unsere Stimmen gehört worden sind und der Kanton bereit ist, seine Planung zu überdenken.» Geholfen habe sicher auch, dass sich nicht nur die Behörden und Parteien kritisch äusserten, sondern auch die Bevölkerung am Mitwirkungsverfahren mitgemacht habe. «Das verleiht den Argumenten und der Ablehnung mehr Gewicht.» Sie ergänzt: «Wir erwarten jetzt, dass wir eingebunden werden in die weitere Planung und so unsere Vorstellungen aktiv einbringen können.» Ziel sei eine gute Lösung für alle.
«Oase-Projekt hat dann Erfolg, wenn die Region dahinter steht»
Für den Badener Stadtammann Markus Schneider ist der Entscheid des Regierungsrates der logische Schritt. «Wir haben erreicht, was wir wollten», sagt er. Jetzt würden verschiedene Anliegen nochmals überprüft sowie Varianten und deren Auswirkungen aufgezeigt – für das Siggenthal, im Bereich der A1-Auffahrt bei Neuenhof und der Hochbrücke, auf der weiterhin Autos zur Erschliessung der Stadt fahren sollen. Markus Schneider: «Das Projekt Oase hat dann Erfolg, wenn es von der Region mitgetragen wird und die wirtschaftlichen Zentren attraktiv und gut erreichbar bleiben.» Es gibt aber auch enttäuschte Stimmen in Baden. Till Schmid, Vizepräsident der Strategiekommission (Team Baden), sagt: «Es ist schade, bleibt das ganze Paket auf der Stufe Zwischenergebnis. Man hätte zumindest die unumstrittenen Massnahmen im Bereich Langsamverkehr festsetzen können.»
Der Koblenzer Ammann Andreas Wanzenried freut sich zwar für die Brugger und die Obersiggenthaler. Er sei aber verblüfft, dass der Regierungsrat bis jetzt gegenüber Koblenz noch keine Stellung genommen habe zu den in der Vernehmlassung formulierten Kritikpunkten. Er fordert: «Bevor die Oase im Raum Brugg umgesetzt wird, muss der Viertelstundentakt der Bahn nach Baden und Brugg eingeführt und Massnahmen wie beispielsweise bessere Umsteigezeiten zwischen der Bahn auf deutscher und auf Schweizer Seite umgesetzt sein.» Das entlaste nicht nur das Untere Aaretal, sondern auch das Siggenthal.
Der Gemeindeverband Zurzibiet Regio hätte sich gewünscht, dass die Massnahmen im Raum Baden im Richtplan festgesetzt worden wären. Präsident Felix Binder hat aber aufgrund des grossen Widerstands Verständnis für den Entscheid. «Wir sind aber froh, wird die Limmattalbahn bis nach Baden gezogen», ergänzt er. Damit bleibe eine Verlängerung bis ins Untere Aaretal weiterhin eine Option – was auch zu einer Entlastung im Siggenthal führen könne.
Stefanie Garcia Laines, Aargauer Zeitung